Dr´Wagabau em Spittl
Seit es Fasnets-Geschichte im Städtle gibt, wurden Wagen und Gespanne bei den Umzügen eingesetzt. In den 50er-Jahren gab es schon die Altweibermühle, eine Straßenbahn auf Leiterwagen von Pferden gezogen. Franz Wolf, Merklingen baute auf einem VW-Käfer den ersten Hubschrauber. Anton Buhl konstruierte für seinen Gesangverein jährlich eine Attraktion. Anton und Julius Diebold bauten ein Zügle. Aus den Opel wurde eine Lokomotive, aus Leiterwägele die Anhänger. Dies geschah alles bei den Bauern in Scheunen und Schuppen.
1963 erlaubte der damalige Spital-Gutsverwalter Siegfried Hermann und seine Frau Rosa, dass Wagen in der Werkstatt im Spittel gebaut werden durften. Dabei waren Bruno Pfeffer, Bernhard Schmid, Heini Hess und Otto Borger. Nach Feierabend gab´s immer Most und Büchsenwurst vom Verwalterehepaar in der Küche – es war herrlich.
1972 wurde der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt. Die Gebäude wurden anderen Verwendungszwecken zugeführt. So erhielt die Narrenzunft vier Scheunenteile und die Werkstatt zum Wagenbau und als Archiv. Zu dieser Zeit war Josef Gaidusch 1.Vorstand. Norbert Kunz, ein engagierter Fasnetsnarr, leitete den Um- und Ausbau der Gebäude und organisierte die Wagen. Franz Wagner (Schmelzle) war Schriftenmaler für Transparente. Danach leiteten Rolf Isele und Horst Schönhard (der sich Max Holdenried als Ideengeber und Gestalter holte) den Wagenbau. Immer dabei war Otto Borger, der sich inzwischen seit vielen Jahren um die Interessen der Wagenbauer kümmert. Fast zu klein sind die Räumlichkeiten inzwischen geworden, auch außerhalb wurden weitere Scheunen bezogen und Wagen eingelagert – Dank der Unterstützung der Stadtverwaltung und vielen Landwirten.
Alles hat sehr gut geklappt, bis in der Nacht vom 11.11. auf 12.11.1999 das Unglück geschah…….
…. aus der Trauer, Wut und Hilflosigkeit über die hinterhältige Tat entstand noch am Brandort der Begriff, der alles weitere prägt:
„so war es – so soll es wieder werden“
Also war für alle Beteiligten klar, dass unser Spittel wieder dort aufgebaut werden sollte. „Onser Hoimet“ muß wieder Mittelpunkt der Narrenzunft werden, das Flair und die Atmosphäre soll in Zukunft wieder dazu dienen, dass die FASNET in ihrer Art als Mischung zwischen schwäbisch-allemannischer Fasnet und Teilen des rheinischen Karnevals bestehen bleibt. Unter der Leitung von Manfred Bürklen wurde ein Förderverein Narrenzunft/Spital gegründet. Daß die finanzielle Hilfsbereitschaft von über 700
Bürgerinnen und Bürgern aus Stadt und Region sogar bis nach Canada so erfolgreich sein könnte hätte sich damals niemand träumen lassen. Über 220.000 DM wurden gesammelt und wir konnten den „Neustart“ beginnen.
In der Saison 2000 konnten wir Dank der Stadtverwaltung in die Wolldecke einziehen. In den folgenden 2 Jahren aber mussten wir im Industriegebiet eine Halle mieten, um wieder schöne Wagen für unseren Umzug zusammenzustellen. Die Bauunternehmung Stäbler bot uns kostenlos einen Platz zum Wagenbau an.
Bereits im Jahre 2002 konnten wir im Spital in Rohbauräumen wieder unsere Wagen bauen.
Der Wagenbau
- Bereits im 17.Jahrhundert wurde die Fasnet in Weil der Stadt urkundlich erwähnt.
- Ab 1920 wurden zum Fasnetsumzug Wagen gebaut
- Die Wagen wurden in den Hinterhöfen der Wirte, Bauern und Handwerker gebaut (im Grünen Baum, im Juden, im Löwen, bei Flaschner Diebold und Schreiner Buhl) und von Pferden, Ochsen und Kühen gezogen.
- 1935 wurden die Themen schon von den Nazis ´mitbestimmt, wie das Programm daneben zeigt.
- 1939 letzter Umzug vor dem Krieg
- 1949 nach dem 2.Weltkrieg zählte Weil der Stadt zu den ersten Zentren, in denen ein Umzug am Fasnetssonntag wieder möglich wurde. Aus den Nachbargemeinden kamen hunderte von Zuschauern. Eine gute Mischung aus Musikkapellen, Wagen und Gruppen war gelungen und zog die Leute an.
- 1958 – bis dato war die Organisation reine Männersache, doch die wurden plötzlich amtsmüde und die Fasnet drohte zu sterben. Sieben mutige Frauen regierten 4 Jahre lang die Narren. 1964 wurde der Verein neu aufgestellt und im Vereinsregister eingetragen.
- 1969 beim damaligen Gutsverwalter Siegfried Hermann wurde der Spittl zum Zentrum des Wagenbaus.
- 1972 wurde die Landwirtschaft aufgegeben und die Narrenzunft konnte drei Scheunen ständig nutzen, nur eine davon war beheizt. Von Jahr zu Jahr steiferte sich Qualität und Niveau der einzelnen Wagen. Auch einige der 9 Maskengruppen werden im Wagenbau aktiv. Die Wagen werden länger, breiter und attraktiver.
- Der Wagenbau entwickelte sich prächtig und wurde immer anspruchsvoller. Neue technische Möglichkeiten wurden genutzt. Traktoren zogen die Wagen. Die Zugpferde des Wagenbaus waren über viele Jahre: Heinz Jurtz, ein gelernter Schiffsbau-Zimmermann, Norbert Kunz, Horst Schönhardt, Max Holdenried, Otto und Michael Borger, Martin Gairhos und Thomas Buhl.
- Am 11.11.1999 brannte der ganze Trakt nieder, mit ihm alle Requisiten.
- 2000 Bürgermeister Straub plant den Wiederaufbau und beschließt mit dem Gemeinderat 2001 den Neubau. Die Narrenzunft erhält die notwendigen Räume am gleichen Platz in neuen Räumen wieder.
- Am 05.September 2003 wird der neue Spittel feierlich eingeweiht. Unser Dank geht an die Stadtverwaltung – voran Bürgermeister Straub und an Herrn Manfred Bürklen, der einen Förderverein gründete und somit das Projekt, mit Hilfe der ganzen Bevölkerung kräftig unterstützte.